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Bonnie und Clyde in Absurdistan

Das Theaterfestival "Ferienlager 05" endet mit einem Roadmovie

Über den Dächern der Stadt: "Wild in Luxemburg" erzählt eine mal turbulente, mal langwierige Geschichte.

VON ARNDT KREMER

"Wild in Luxemburg; ehemals: Einmal im Leben richtig Spaß haben, oder: Bonnie & Clyde" - so lang können Titel sein, wenn das dazugehörende Theaterstück in einem Schreibprozess entsteht, den die Premiere nur vorläufig unterbricht. Mit Malte Jeldens Inszenierung von Nora Mansmanns Text über ein Roadmovie zwischen Fiktion und Realität verabschiedete sich das Theaterfestival "Fe- rienlager 05" von Drama Köln auf dem Dach des "Crowne Plaza"-Hotels, ohne seinem so aktionistischen wie couragierten Konzept untreu zu werden: Just do it.

Man geht eben im offenen Arbeitsprozess unkonventionelle Wege an unkonventionellen Orten, befreit von tieferem Sinn- und Zielanspruch, aber mit Unterhaltungswert und Spaßfaktor. Mansmann, Jahrgang 1980, dramatisiert in leicht-lockerer Sprache die existenzielle Langeweile von Menschen, die der medialen Vernichtung der Wirklichkeit nicht durch Lebendigkeit, sondern wiederum durch das Nachspielen und Nachsprechen filmischer Konstrukte begegnen. Natürlich darf da im Beipackzettel zur Aufführung der Name Jean Baudrillards, der Ikone aller Illusions-Entdecker, nicht fehlen. Und natürlich ergeben sich die Figuren sogleich in ein mit ihm kokettierendes Geschwafel: "Wenn die Realität zur Fiktion wird, mach die Fiktion zur Realität." Aber das ist ja schließlich Teil des Spiels.

Den ironischen Unterton verlieren Autorin und Regisseur dabei nie völlig aus dem Blick, und ein gewisses Augenzwinkern ist auch den Darstellern anzumerken. Wenn Ben Steinhoff sich vom Möchtegern-Gangsterpaar "Bonnie" (Martine Schrey) und "Clyde" (Steffen Will) kidnappen lässt, um seinen völlig unmotivierten Geiselnehmern sinnlose Polit-Sprüche beizubringen, wird auch die Gegenperspektive fragwürdig. Die Parolen gähnen sich selber zu Tode.

Bei allem Leerlauf und allen Längen wird der Marsch durch Absurdistan in Jeldens Inszenierung doch konsequent durchgehalten. Und zwischendurch, wenn Bonnie und Clyde in ihrem fiktiven Rennauto mal wieder Vollgas geben, dann verschwimmen hier auf dem Dach des Hotels die Nürburgring-Geräusche vom Lautsprecher mit dem Lärm der Kölner Autos ganz tief unten. So als wollten sie sich doch einen Moment lang versöhnen, Fiktion und Wirklichkeit.
 

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